Notburga Scherlin (Heimat)

Jahrgang 1928, Optantin

Wir hängen alle, also wirklich alle, sehr an Südtirol und wir täten uns natürlich schon freuen… Wenn wir zusammen gekommen sind in der Familie, der Vater und die Kinder, nachher der älteste Bruder, der war verzeihlich… Dann ist immer gestritten worden deswegen. Immer. Der Vater war so unversöhnlich. Wie nachher die EU kommen ist, dann haben wir gesagt: ‚Schau, Vater, jetzt sind wir eh zusammen. Vereintes Europa und so.‘ Das hat er auch nicht akzeptiert.

[Ist die Heimat Südtirol geblieben?] Ja. Weil es halt so schön ist und weil wir halt dort geboren sind. Der Schulmeisterhof! Der Schlern! Also wenn ich jetzt hinein fahre und von Waidbruck hinauf fahre und den Schlern seh’, dann kommen mir die Tränen, gell? Es ist halt einfach Heimat. Und so soll’s ja auch sein, oder? Und weil wir eine schöne Zeit gehabt haben,… die Kindheit,… trotz italienischer Schule… Wir haben das Balilla-Gewand kaufen müssen, das war die Tracht, gelt? Also ich hab’s nicht gekriegt, aber der Gottfried, der Bruder… Die Lehrerin vom Gottfried hat gesagt, du musst unbedingt schauen, dass du von daheim, ich glaub, 15 Lire kriegst und halt ein Hemd und eine Hose kriegst du dann. Da hat der Gottfried gesagt, er kriegt’s nicht. Dann hat die Lehrerin gesagt, dann schaust du, dass du es irgendwie so kriegst. Da haben wir uns schon alle aufgeregt. Und er hat’s halt auch wollen […]