Theresia Sanin, geb. Christof (Sprache)

Jg. 1930, Dableiberin

Das faschistische Regime war schon – sagen wir eine Tyrranei, nicht? Aber ich hab eben eine Ausnahme vielleicht erlebt oder ähm vielleicht ist es auch gar keine Ausnahme gewesen, weil die – meine Lehrerin war ja auch eher Opfer als Täterin, nicht? Und das (stottern) es war einfach ein wunderbarer Mensch. Sie hat auch Deutsch können, weil sie aus Rovereto gestammt ist und ihr Vater ähm war – ein höherer Beamter beim Militär, beim österreichischen Heer – und deshalb hat sie Deutsch gesprochen und sie war einfach durch und durch Idealistin. Sie war wirklich eine mütterliche Frau und wir haben jeden Tag haben wir Betrachtungen gemacht, vor dem Unterreicht ist eine Viertelstunde ist immer Lebenskunde gewesen und sie hat wirklich ähm uns geformt, Deutsch gesagt. – Und ich hab von ihr eben in der Zeit als Volksschülerin ein deutsches Buch bekommt, also wir Mädchen nicht im Haus, aber ein deutsches hat sie gekauft, nicht ein italienisches, gell? Und in mein Poesiealbum, da ist das Ding da, da hat sie mir das hineingeschrieben, ein Edelweiß gezeichnet, nicht, also unsere Blume und dann hat sie das ähm das was sie geschrieben hat, ist auch wunderbar, nicht? Hat sie eine ähm wie sie sich auch vorgestellt hat, als (stottern) aus mütterlicher ähm Ding Pflichtbewusstsein (stottern), als mütterliche Frau an der Schulpforte empfangen hat und so. Also ich mein, ich hab keine schlechten Erfahrungen gehabt von den Italienischen, nur hab ich mit 14 Jahren gedacht, weil meine Schwester war Untergrundslehrerin, war (stottern) eben auch mit dem Kanonikus Gamper von denen, da die (stottern) – und aber ich wollte bei der partout nicht lernen, also das war einfach – das ist mir so widerstrebt, ähm von meiner Schwester das anzunehmen und deshalb wenn ich mir ge – mit 14 Jahren hab ich das schon sehr bereut, weil – da – die Schule Mariengarten ist geschlossen worden, weil dort ist ähm damals von Bozen (stottern) das Krankenhaus übersiedelt, durch die Bomben ist es drinnen nicht mehr möglich gewesen und ich hab nicht mehr können Mariengarten gehen und hab mit 14 Jahren eben nur italienische Volksschule gehabt – und hab mir nur immer gedacht, wenn ich grad so Deutsch könnte, wie ich Italienisch kann, nicht? – Und nachher hab ich eben noch können später nach Imst gehen, das war das erste Mal, das ich dann in richtig in eine deutsche Schule gekommen bin und da hab ich halt so ein Heft gehabt und da hab ich immer die Wörter, die ich falsch geschrieben hab, halt immer dort wieder hinein geschrieben und wieder gelesen, wie sie richtig geschrieben gehören und so. Man hat schon wirklich kämpfen müssen, dass man etwas – (stottern) dass man irgendwann deutsch [lernt], das ist schon auch ein bisschen geblieben, da schwimmt man heute noch…