Notburga Scherlin (Konflikt und Konsens)

Jg. 1928, Optantin

[Haben Sie den Film „Verkaufte Heimat“ gesehen?]

Ja. Ja, aber der hat mir nicht gefallen. Ich weiß nicht, der war mir ein bisschen zu radikal. Ja, ich weiß nicht, ich hätte ihn anders, ich hätte ihn feiner gemacht. Weißt, er hat ihn ein bisschen zu grob gemacht. Ja.

[Die Auseinandersetzungen?]

Ja, ja. Und und auch die Italiener. Weil die Italiener waren ja eigentlich – ich hab wo ich jetzt die Wohnung hab, Nachbarn, das ist ein so ein Schlossbauernhof, Laranz heißt der, und da ist ein Sizilianer geblieben, der hat sich in ein Madl verliebt und der ist geblieben und der ist ganz nett. Also ich, weißt da kann man nicht sagen, so, der Mitterer der hat die Italiener schon ein bisschen hinunter getan, gell. Ja.

[Ihr habt keine solchen Erfahrungen gemacht?]

Nein, nein, die waren eigentlich so ganz ne.. naja, wir sind ja, weißt, christlich erzogen und menschlich. Wenn einer dir nichts in den Weg legt, dann kann man ihn auch nicht verurteilen. Oder? […]

Eine Geschichte muss ich noch schnell erzählen, weil die mein ich, weiß, wissen meine Schwestern nicht. Unsere Mutter, wir haben natürlich auch ein Geld braucht, hat immer die Stuben vermietet. Unsere Stuben, wo wir gewohnt haben mit der Stubenkammer, da war ein Zimmer dabei und da war eine Mutter, eine Mutter mit Tochter, Italiener, gell. Und die haben, da haben wir eine Wut gehabt, dass wir in die Stube nicht hinein haben dürfen. Und dann haben sie das Fenster offen gehabt und dann waren der Gottfried, die Liesl und ich als Kinder, haben immer Steckelen in die Stube hinein geschmissen und die Italiener haben schon geschumpfen, aber wir haben sie nicht verstanden, weil wir nicht so italienisch können haben. Dann ist sie zur Polizei gegangen. Dann ist die Polizei gekommen, dann haben wir uns auf dem Heustock versteckt und nachher, aber der Polizist war auch wieder so nett, der ist, der hat uns dann nicht gefunden, am nächsten Tag ist er gekommen, da waren wir natürlich da. Und dann hat er uns bei den Ohren gezogen und hat gesagt, das dürft ihr nicht mehr machen. Also ganz ordentlich, gell. Oder wenn wir die Polizei gesehen haben, haben wir immer das Saccharin versteckt, weil – Zucker war unter Monopol und sehr teuer damals und dann haben wir halt Saccharin gehabt und das war auch verboten. Dann haben wir immer Herzklopfen gekriegt, wenn die, wenn wir einen gesehen haben von den Carabinieri und haben das Saccharin versteckt oder eingesteckt. Ja.