Marianne Tschurtschenthaler, geb. Harasser (Südtiroler-Siedlung)

Jg. 1936, Optantin

Ja, das weiß ich von drinnen nicht. Aber draußen, ich glaub, und ich hab auch das Gefühl gehabt, dass es eine schwierige Entscheidung war. Das Gefühl hab ich gehabt. Also gern sind sie sicher nicht gegangen. Die Mama war schwanger, das weiß ich auch noch, der Tati ist ’39 raus und wir ’40, im Jänner, am 10. Jänner. Ich denk jedes Jahr noch dran, am 10. Jänner. Automatisch, obwohl ich so klein war. Weil sie uns so viel erzählt haben. Und dass ich immer gesagt habe: Do gholt, do gholt, hab ich immer gesagt. Und das, mir fällt jedes mal am 10. Jänner denk ich da dran. Und im März dann ist unser Geschwister geboren. Die Mama war hochschwanger. Es war sicher nicht einfach und sie wären sicher lieber drin geblieben. Das bin ich überzeugt. Aber – sie haben halt wahrscheinlich keine Zukunft gesehen. …

Der Tati hat eine gute Arbeit gehabt da, Werkfabrik. Und Wohnung haben wir auch. Sie haben ja den Block – die Siedlung hat früher Südtirolersiedlung geheißen. Haben sie extra für die Umsiedler gebaut. Und da haben wir eine Wohnung bekommen und wir haben eine ganz eine nette Hausgemeinschaft gehabt. Wirklich. ganz nett.

I: Und Sie sind da direkt nach Schwaz, oder hat es da eine Zwischenstation gegeben?

Ja, ja, wir waren direkt nach Schwaz. Das weiß ich jetzt nur von den Erzählungen von den Eltern. Wir waren 14 Tage in einem Gasthaus und dann, Arzberg oben, oberhalb von Schwaz. bis unten die Siedlung fertig war, in der Stadt. Und an Arzberg oben kann ich mich noch besser erinnern, weil da war ich ja schon älter nicht. Da war ich schon 4, 5 Jahre. …

I: Und dann war diese Südtiroler Siedlung fertig?

Die war dann fertig und da haben wir dann die Wohnung bekommen und da haben wir dann ganz eine nette Hauspartei gehabt, also Hausgemeinschaft mit vier Parteien. Wirklich. Waren nur, nur eine Familie waren Südtiroler, die anderen drei waren keine Südtiroler. Aber wir sind wunderbar ausgekommen. Wunderbar. …

(lacht) Wir waren zu Schluss dann sieben Kinder, nicht. und ja, die Großmutter hat auch noch bei uns geschlafen, also vom Tata die Mama. die ist mit uns raus. die hat auch bei uns gelebt. Wir haben schon eine 4-Zimmer-Wohnung gehabt. Aber 10 Leute, nicht. war schon knapp. Wir Mädchen haben zu dritt – ich weiß das noch gut. Da waren Ehebetten, da haben wir zu dritt immer geschlafen, wir drei Mädchen. und die älteste Schwester hat immer bei die Buben geschlafen, also zu dritt in einem Zimmer. Und das Elternschlafzimmer. Wir waren schon knapp, nicht. es ist dann lockerer geworden, als wir älter geworden sind und arbeiten gegangen sind. als wir berufstätig geworden sind, weil da sind wir unterm Tag nicht so viel daheim gewesen, aber in der Nacht schon. Aber – wir habens nett gehabt da, wirklich. echt. wir habens wirklich schön gehabt, woll. Aber natürlich, die Eltern werdens nicht so rosig gefunden haben. Die haben sicher Sorgen und so gehabt, aber das haben sie uns Kinder nie spüren lassen. das haben sie von uns immer ferngehalten. Wir haben ja wunderbare Eltern gehabt, echt. Die habens sicher nicht leicht gehabt. …

Da hat es eine Waschküche gegeben. Einmal im Monat hat die Mama den Schlüssel kriegt, für die große Wäsche, für die Bettwäsche und so weiter. Und – man hat keine Waschmaschine, kein Sta- nichts noch gegeben, nicht. Und einmal im Monat kann ich mich erinnern, da hat es große Wäsche gegeben, und da hat es ganz, da hats einen Schmarrn oder ein Omelett gegeben mittags, wenn wir von der Schule gekommen sind, das weiß ich auch noch (lacht). Also eine schnelle Küche. Und wenn der Waschtag vorbei war, dann sind wir Kinder nach der Reihe in den Zuber reingekommen zu Baden (lacht). Das weiß ich auch noch gut. …