Robert Lageder (Heimatfront)

Jg. 1927, Optant, nicht ausgewandert

Nein, Ausbildung haben wir bei der SOD eigentlich keine gehabt. Wir haben ein Gewehr bekommen und die gewisse Munition und dann haben immer zwei Mann müssen unten im Tal, beim ‚Törggele‘, beim ‚Reatele‘, und zwar runter bis Atzwang Wache stehen, wegen der Feinde. Gewisse ältere waren dabei, die haben die Gruppe angeführt. Tag und Nacht haben wir da Wache geschoben, also zwei Stunden oder vier Stunden. Aber wir sind dann oft über den Bach, zu dem Hof auf der anderen Seite. Dort drüben sind wir auf dem Ofen gelegen, statt auf Wache zu gehen. Wir hätten da die Eisenbahn bewachen müssen, damit da nicht Minen gelegt werden oder dass die halt in Ordnung ist. Es wurden dann auch Bomben auf die Brücke geworfen, aber die haben sie nie leicht getroffen, weil sie im Tal unten war. In den Wächterhäusern sind oft noch ‚Walsche‘ gewesen oft, so Angestellte bei der Bahn. Wir haben da auch selber kochen müssen, unten beim ‚Reatele‘. Da war unter der Straße so eine Italienerfamilie und so eine Waschküche und da hab ich sogar einmal die ganze Woche lang gekocht. Ich hab damals aber nicht gewusst, dass ich einmal Koch lernen gehe.

Dann musste ich eine Woche nach Bozen runter, in die Industriezone – da bin ich 16 Jahre alt gewesen –, die da unten bewachen, die haben Aluminium gegossen. Gewesen sind es alles Italiener, die hat der Deutsche da ‘43 übernommen. Die sind von den Italienern aus als Sträflinge unten in dem Aluminiumwerk gewesen. Ich habe einmal einen gefragt, der da im ‚Aluminiumdings‘ war, warum er da ist. Er gesagt, er hat dem Offizier eine ‚gepatzt‘, eine runtergehauen. Dann ist er ins Lager gekommen. Ob ich Zigaretten habe, hat er gefragt. Er hat mir dann ‚Castagnaccio‘ gegeben, das ist so Kastanienbrot gewesen und ich habe ihm die Zigaretten gegeben. Das hätte ich ja nicht dürfen, aber das ist alles irgendwie gegangen. Der Dienst selbst, ja, einer ist außen herum gewesen bei der Fabrik, ich war drinnen und dann war wieder Wechsel, ich draußen, er drinnen. Später haben die Sträflinge alle müssen antreten und wir haben sie die wieder ins Lager hinausbegleitet. Wir haben müssen links und rechts von denen gehen, so mit dem Bajonette auf den Carabinieristutzen drauf. Das waren vielleicht 15 Mann, die da jeweils gearbeitet haben in der Fabrik. Draußen im Lager haben andere sie abgelöst und wir haben die anderen wieder herreinbegleitet. Weil die ist Tag und Nacht gegangen, die Aluminiumdingsda.

Als Uniform haben wir nur eine Bluse gehabt, eine grüne Bluse und da die ‚Faatsch‘ [Binde] herum, mit ‚SOD‘ drauf. Südtiroler ‚Ochsendienst‘! Südtiroler Ordnungsdienst hat es geheißen. Da haben wir dann auch gezahlt bekommen, jeden Tag 100 Lire? Kann das sein? Bei der Rente hab ich das dann gesehen. Wir sind ganz unterschiedlich angestellt gewesen, gerade so, wie sie uns gebraucht haben. Auch hier in Kastelruth. Mein Vater, in seinem Alter, hat auch noch müssen gehen. Immer ein paar Tage hintereinander oder so haben wir müssen Dienst machen und auch einmal in der Nacht auf Streife gehen, schauen, dass ja alles verdunkelt ist. Um 11 war da immer Polizeistunde. Da sind von den alten Männern dann mehr im Gasthaus drinnen gewesen als draußen.