Natalia Notburga Piazzi, geb. Stricker (Italiener_innen)

Jg. 1934, Rücksiedlerin

Weil eine Schwester ist ja dageblieben. Die hat einen Carabiniere geheiratet. Die war 19. Der Vater hat schon müssen eine Unterschrift machen, sonst hätte sie gemusst mitfahren, weil damals ist ja mit 21 Jahren die Volljährigkeit gewesen. Aber sie hat dann schon ein Kind gehabt und dann hat er ihr die Unterschrift gegeben, dass sie kann dableiben. Die ist dann nach Rom gekommen, und dann Mantua und so.

[Wie kam denn das, dass die den Carabiniere geheiratet hat?] Da sind… zwei, drei Freundinnen gewesen und die haben immer mit den Carabinieri damals ein ‚Gschmusi‘ [‚Gschpusi‘, Techtelmechtel] gehabt,… die Schwester ist halt bei einem geblieben … [Hat das den Vater geärgert?] Ja und wie! Er hätte ja nicht wollen die Unterschrift geben: ‚Die muss hinaus! Weg!‘, [hat er gemeint.] Aber nur die Mama hat gesagt: ‚Schau, es ist ein Kind da, da kannst du nichts mehr tun.‘ Da hat immer die Mama… immer wieder Stellung genommen. Die [Schwester] ist dann nach Rom gekommen, und dann ist sie auch einmal hinausgekommen, wie der Krieg aus gewesen ist. […] Da hat sie lange Papiere machen müssen. Es ist schon nach dem Krieg gewesen, aber sie hat Visum und alles machen müssen, dass sie überhaupt über die Grenze gekommen ist. Woll, woll, ist sie schon hinaus auch,… in Verbindung sind wir schon gewesen.

[Aber das mit dem Carabiniere, das muss ja eine Aufregung gewesen sein?] Jaja, meine Mama hat sich viel geärgert, die ist durch das viel in Ding [Schwierigkeiten]gekommen. Da haben sie sie einmal geholt auch und so richtig aufgehetzt … [Wer hat sie geholt?] Die Carabinieri, kann ich mich erinnern, wie wir… drüben gewohnt [haben], da wo jetzt die Schule ist… wie sie [die Mama] geholt haben und hätten gewollt mitnehmen. Das weiß ich, dass wir Kinder geschrien haben und so. Ja sie hat, die hat viel mitgemacht. [Warum wollten sie sie mitnehmen?] Nein, das kann ich mich nicht mehr erinnern. Die werden schon gemerkt haben, dass sie [meine Eltern] von den Italienern nicht so viel halten. […] Sonst wären wir, von der Mama aus, wären wir eigentlich nicht hinaus, aber der Vater…