Karl Pobitzer (Militärdienst)

Jg. 1918, Dableiber, faschistisch-italienisches Heer, ab 8. Sept. 1943 königlich-italienisches Heer

1939 habe ich dann im Vinzentinum die Matura gemacht. Dann habe ich zwei Jahre Philosophie studiert am [Priester]seminar [in Brixen] – und dann habe ich so Zweifel gehabt, ob ich Priester werden sollte. Da war ein junger Dogmatikprofessor, mit dem habe ich – kein gutes Verhältnis gehabt. Dann bin ich ausgetreten und acht Tage darauf wurde ich einberufen. Zuerst war ich beim Militär in Meran – die Ausbildung habe ich dann in Meran gemacht und dann sind wir am Vorabend von Heiligabend [1942] nach Turin gekommen – in die Nähe von Turin, nach Alpignano, das ist ungefähr elf Kilometer von Turin entfernt. Und von dort haben sie mich dann zur Autoschule – zum Autofahren lernen nach Verona geschickt. Dort bin ich bei der Autoprüfung durchgefallen und das war mein Glück! Weil meine Kollegen – wir waren vierzehn, ich und noch einer sind nicht durchgekommen –, [von den] anderen sind die meisten nach Jugoslawien gekommen. Wie es ihnen [dort] gegangen ist, [das] weiß ich nicht. Und ich bin dann … nach Kalabrien gekommen, und dort war auch dann das deutsche Heer, und dort war ich Dolmetscher bei der Division […], weil ich Sanitätskurse gemacht habe. Wie ich nach Catanzaro gekommen bin musste ich dann im Vorzimmer vom Oberst Dienst machen. Nach ungefähr einem halben Jahr hat dieser Oberst hat gesagt: Er wird versetzt und er kann mich nicht mitnehmen. Er ist höchstwahrscheinlich nach Griechenland versetzt worden, und dort[hin] wollte er mich nicht mitnehmen, dann wäre ich nicht mehr nach Hause gekommen! Zuerst hat der Oberst er ein bisschen skeptisch dreingeschaut, als er mich eingestellt hat, aber nach acht Tagen habe ich seine Sympathien erworben. Und dann hat er gesagt, wenn er weggeht, wird er mir einen guten Posten suchen. Dann habe ich ihm gezeigt, dass ich zwei Prüfungen gemacht habe über Sanität, dann hat er diese dem Regimentsarzt gezeigt – und der hat gesagt: ‚Almeno saprà dove è il fegato.‘[1] Und dann bin ich zuerst ins Sanitätsamt des Regimentes gekommen, und dort bin ich geblieben, bis ich verabschiedet wurde vom Militär – außer in den zwei Monaten, [in denen] ich Dolmetscher machen musste bei der Division

[…] Ich bin beim Sanitätsarzt [gewesen] – und unser Regiment ist dann einmal in die Nähe der Front gekommen. Wir vom Sanitätsstab waren immer ungefähr zehn Kilometer von der Front weg. In Süditalien, in Catanzaro und dann später in Cosenza, habe ich dann das Militär abdienen müssen. Und dort war ich immer in der Kanzlei des Sanitätsarztes … Und dort, nach kurzer Zeit, haben sie [gesagt], wenn sie mit dem Sanitätsarzt sprechen wollten: ‚Devi andare da Carlo!‘[2]. Der hat gesagt: ‚Du bist jetzt verantwortlich, mit wem von den Soldaten ich reden soll!‘ Weil da durfte nicht jeder schnell zum Arzt gehen, [sie] mussten vorgemerkt werden, weil sonst wäre er ja jeden Tag überrollt worden. Weil jeden Tag hat jeder ein bisschen Schmerzen [deutet auf das Ohr] gehabt, damit er nicht an die Front gehen muss. Aber der Arzt war sehr, sehr korrekt. Wenn einem wirklich etwas gefehlt hat, dann hat er ihn auch freigeschrieben. […] Ich bin geblieben bis am 7. November 1945. Am 7. November 1945 haben sie mir gesagt: ‚Jetzt brauchen wir dich nicht mehr!‘ Da bin ich heimgekommen!

[1] „Zumindest wird er wissen, wo die Leber ist.“

[2] ‚Du musst zu Karl gehen!‘