Maria Sigmund (Musik)

Jg. 1923, Optantin, nicht ausgewandert

Mein Bruder ist gleich bei der Optionszeit hinaus, weil draußen, ist für die Optanten immer eine Begrüßung gewesen in Innsbruck. Wie dann die Optanten gekommen sind, haben sie in dem Hotel, das da gewesen ist, im Saal die Optanten begrüßt. Mein Bruder hat nachher so ein kleines Quartett schon beieinander gehabt, der hat dann immer ein wenig gespielt für die, und der hat auf die Weise immer wieder mitgeholfen.

[…] Die Mama war eine Grödnerin und da ist das Musikalische auch hergekommen. Der Vater war musikliebend. Wenn er selber gesungen hat, dann hat’s oft verstimmt geklungen, aber er hat die Musik ‚narrisch‘ gern gehabt. Er hat auch nicht Musik studiert aber er war so ein Tiefdenker. Einmal hab ich gesagt: ‚Ja Vater, wie ist das eigentlich, wenn man sagt, A Dur ist schöner als C Dur.‘ Dann hat er gesagt: ‚Schau Mitzele, das ist wie bei den Farben. Jede Farbe ist eine Farbe, aber den einen ist lieber gelb und die anderen haben lieber die rote. Siehst, da ist der Unterschied.‘

[…] Die Schwester hat Klavier spielen gelernt, der Bruder Geige. Mit sieben Jahren schon, hat er sich eine Geige gewünscht, weil er einmal irgendwo das gehört hat. Da hat die Mama geschaut, Geige! Dann hat sie so eine kleine Kindergeige, so eine Achtelgeige gekriegt und hat ihn eingeschrieben in der Musikschule und dann hat er müssen üben daheim. Dann hat er immer eine halbe Stunde und dann später irgendwann noch einmal eine halbe Stunde üben müssen. Immer allein in einem Zimmer, dass ihn niemand stört. Irgendwann hat sie sich gedacht: ‚Nein, heute kratzt er was zusammen!‘ Dann hat sie heimlich hinein geschaut und, er ist müde gewesen, hat er die Geige auf dem Tisch gehabt und hat auf dem Tisch [waagrecht] so hin und her… Dann hat sie ihn geschimpft, da hat er müssen eine Stunde üben. Sie hat gesagt: ‚Eine Stunde tust du jetzt immer üben und ich werde die Tür offen lassen, draußen ist sonst niemand, nur ich, und du kannst in Ruhe üben, aber ordentlich!‘ […] Der Vater ist dann wieder der Gütige gewesen und als sie mit dem Vater geredet hat: ‚Na schau, Mama! Wenn er schon nicht will, lass ihn, tu ihn nicht so zwingen, das bringt nichts.‘ ‚Der Direktor von der Schule hat gesagt, der Bub ist musikalisch und ich soll ihn weiter… und das tu ich dann nicht. Er hat’s gewünscht, den Wunsch muss er sich jetzt weitertragen‘, hat sie gesagt, ‚da bin ich streng!‘. Und dann später hat mein Bruder der Mama gedankt.