Elisabeth Plattner, geb. Hafner (Italiener_innen)

Jg. 1925, Optantin, nicht ausgewandert

Ich kann mich erinnern, in der Zeit sind, unter uns… das Haus, in der Kaserne, sind direkt einmal 30 [Carabinieri] stationiert gewesen. Von überall haben sie gemusst [herkommen] in der Optionszeit, und überall haben sie [stationiert] – gehabt werden sie genug haben. Dann werden sie schon einmal die Burschen zusammengebracht haben, überall. Das weiß ich nicht. Jedenfalls weiß ich, bei uns da sind einmal sogar 30 gewesen in der Kaserne unten. Dann haben sie dann gemusst wieder einrücken.

Und dann, als Italien dann zusammengebrochen ist und dass der Hitler gekommen ist im September [1943], da ist er rein, wenn mich nicht alles täuscht – kann ich mich noch erinnern. Daheim haben wir einen Carabiniere gehabt. Ein Maresciallo hat die Wohnung gehabt, weil er hat eine Familie gehabt und die hat er dort [in der Kaserne] nicht haben können. Dann hat er daheim eine Wohnung gehabt, bei uns im Haus, vielleicht ein Jahr, auch zwei, mit der Frau. Und ein Kind haben sie dann auch gehabt. Zuerst hat er im Dorf gewohnt und das ist dann nicht so gut gegangen, dann hat er halt einmal gefragt, ob er nicht kann da [bei uns] wohnen. Ich erinnere mich noch, wie sie gekommen sind, [die SOD?]. Und ihn haben sie abgeführt – die haben die Carabinieri interniert dann. Eben, dann werden sie alle weggekommen sein. Weil sie haben gesagt, sie haben sie um den Salten herumgetrieben. Die SOD hat sie geheißen,… die haben halt die Männer zusammengetrieben. Gesagt haben sie halt,… manche hätten auch eher unmenschlich da getan mit den Carabinieri. […]

Und die Frau bei uns, die ist schon etwas früher weg. Ich kann mich noch gut erinnern, sie hat gesagt, sie geht jetzt mit ihrem Kind heim. Sie werden‘s schon geahnt haben. Dann hat sie so eine ‚Kopertdecke‘ [coperta = Decke] gehabt, die ihre Mutter noch von Hand gehäkelt hat – die Sizilianer können so Handarbeiten. Ich soll ihr dann halt doch die Decke abkaufen, dass sie Geld hat, heimzufahren. Dann hab ich halt grad so viel gehabt, fünf Lire mein ich hat sie gekostet, die Decke. Dann hab ich ihr halt die Decke abgekauft. Und dann hat sie das Geld gehabt, und dann ist sie weg gewesen. Sie ist heim runter gefahren, nach Sizilien. […] Und da hab ich nie wieder etwas gehört. Und der Carabiniere, er hat uns die Tasche drüben zum Aufbewahren gegeben. Wir haben immer gesagt, was wir denn mit der Tasche sein. Nach dem Krieg ist er wirklich gekommen! Wir hatten sie ins Unterdach raufgestellt. Und dann ist er wirklich gekommen, die Tasche holen. Mit seinen Sachen, die er reingetan hat. Die ist immer am gleichen Ort gestanden daheim drüben, weißt du.